Ein Berufskollege hat mich zu diesem Beitrag inspiriert – allerdings nicht im positiven Sinne. Eine traurige, aber wahre Geschichte:
Im Rahmen einer Positionierung wurden rationale und emotionale Kundenbenefits sowie eine Brand Story erarbeitet.
“XYZ Company ist ein verlässlicher, beständiger strategischer Partner”.
So lautete das “emotionale Differenzierungskriterium”. Ernsthaft jetzt? Was ist daran emotional? Wie soll diese Aussage helfen, das Unternehmen zu differenzieren, also klar gegenüber den Mitbewerbern abzugrenzen, wenn man das XYZ durch jede beliebige Firma dieser Welt ersetzen kann – mal abgesehen von den Firmen, die kurz vor dem Bankrott steht?!?
Am meisten erschreckt hat mich jedoch die sogenannte Brand Story. Diese bestand aus den folgenden Teilen:
- Einer technischen Beschreibung der Unternehmensleistungen
- Angabe zum Ort des Firmensitzes
- Welche Branchen im Fokus der Unternehmensaktivitäten stehen
- Anzahl der Mitarbeiter
- Weitere Angaben zu dem, was das Unternehmen tut und in welchen Bereichen es tätig ist
- Bullshit Bingo zum Abschluss: Qualität, hohe Zuverlässigkeit, hohe Kompetenz und hohe Flexibilität
Gerade in Unternehmenspräsentationen sollten professionelle Unternehmen so nicht auftreten
Sieht so eine Brand Story aus, die sich emotional in den Köpfen der Zielgruppe verankern kann? Ist das relevant für Kunden und alle, die es noch werden sollen? Sicher nicht. Nachfolgend möchte ich einige Beispiele nennen, bei denen das Storytelling besser gelungen ist:
Gutes Beispiel für Storytelling im B2C:
Lego
Wer hat nicht mit ihnen gespielt: die bunten Spielsteine begeistern Kinder schon seit Jahrzehnten. Das heißt auch, dass das Patent von Lego bereits ausgelaufen ist und der Hersteller im hochpreisigen Dänemark gegen Nachahmerprodukte aus Niedriglohnländern konkurriert. Aber Lego ist eben mehr als nur Kunststoff-Klötzchen, nämlich es sind Stories, die sich um die Lego-Welten ranken: von eigenen Kreationen (Lego Chima und Ninjago Krieger) bis hin zu Lizenzkäufen (Lego Star Wars und Super Heroes) werden die Geschichten über zahlreiche Kanäle gestreut:
- Thematische Microsites greifen jede Lego-Linie auf und beschreiben Handlungen, Charaktere und die Welt. Dazu gibt es noch Onlinespiele, Filme und Gewinnspiele sowie ein aktives Nutzer-Forum:
- Wer Filme produziert, lädt diese natürlich auch auf YouTube. Der Lego YouTube Kanal hatte Stand heute sagenhafte 392.320.497 Aufrufe.
- Das interaktive Lego Club Magazin lädt ein zum Spielen, Lesen und Rätseln:
- Lego Miniseries: jede Storyline erhält neben einem eigenen Film in einigen Ländern auch einen Auftritt im Fernsehen: entweder durch bezahlte Werbespots oder durch Kooperationen mit Fernsehsendern (Cartoon Network)
- Das Legoland in Günzburg, in dem die Lego-Welten zum unvergesslichen Erlebnis werden
- Und last but not least: Lego – der Film
Doch Corporate Storytelling ist nur im Endkunden-Marketing erfolgreich.
Gutes Beispiel für Storytelling im B2B:
MAN
Der Hersteller von Lastwägen und Bussen MAN zeigt, wie sich gutes Storytelling auch im B2B lohnt: über emotionale Videos, soziale Medien (insgesamt 16) und eine klare Content-Strategie, zeigt MAN, dass ihre Produkte die Arbeit ihrer Verwender einfacher machen – auch unter extremen Bedingungen.
Darüber hinaus werden Werte auf kreative Weise kommuniziert. So entsteht eine starke Markenbindung. Denn man bricht nicht so schnell mit einer Marke, mit der man gemeinsame Werte teilt.
B2B-Unternehmen können sich so eindeutig und merkfähig positionieren und ganz nebenbei auch noch zu einer attraktiven Arbeitgeber Marke werden.
Weitere gute Beispiele für gelungenes Storytelling im B2B finden Sie hier.
Gutes Beispiel für Storytelling für Human Brands:
René Borbonus
Der Rhetorik-Coach und Redner inszeniert sich in gekonnter Weise auf seiner Webseite. Er geizt nicht mit Wissen, das er kostenfrei preisgibt. Denn er weiß, in seinen Büchern, Vorträgen und Coachings gibt es davon noch so viel mehr.
Seine persönliche Story fasst er so zusammen:
Die meisten Menschen machen ihr Talent zum Beruf, manche Menschen ihre Leidenschaft. René Borbonus bringt beides mit!
Mit klaren Botschaften “Du sollst nicht langweilen”, “100% geballte Kommunikationskraft”, oder “Begeistern mit Storytelling” vereint er in gekonnter Weise seine Story mit seinem Nutzenversprechen an seine Zielgruppe.
Seine Brand Stories veröffentlicht er auf externen Seiten als Gastautor. Auf seinen eigenen sozialen Kanälen finden sich sowohl Artikel als auch Videomitschnitte seiner Auftritte. In einem Newsletter und im Magazin von René Borbonus “Einblicke Ausblicke” stellt er Interessantes rund um die Themen Rhetorik, Präsentation und Reden vor. Und bewirbt darin ganz nebenbei seine Bücher, Coachings, Vorträge und seinen Human Brand.
Hier eines seiner öffentlichen Auftritte:
Natürlich habe auch ich einen Brand: meine Aufzugs-Story liest sich so.
Wenn Sie an Ihrer Brand-Story arbeiten möchten oder Ihre Mitarbeiter und Kollegen diese besser präsentieren sollen, dann freue ich mich über Ihren Kontakt.